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  • Katja Allner

Newsletterreihe Demenz Teil 3 - Orientierung und Struktur schaffen

Struktur schafft Sicherheit und Vertrauen

Vielleicht kennen Sie das: Sie haben viel um die Ohren und plötzlich das Gefühl, einen wichtigen Termin vergessen zu haben. Sie wissen noch, dass da irgendwas an irgendeinem Tag stattfinden sollte, doch was war das nur?! Stellen Sie sich nun vor, Sie hätten dieses Gefühl die ganze Zeit über. Womöglich würde sich auch ein schlechtes Gewissen einstellen, da vielleicht jemand an einem Treffpunkt auf Sie wartet, Sie aber nicht mehr genau wissen, wann und wo. Sicherlich können Sie sich nun auch vorstellen, dass dieser Zustand Angst auslösen kann.

Menschen mit Demenz fällt es immer schwerer, sich zeitlich zu orientieren. Da geraten Uhrzeiten und Wochentage durcheinander. Wann war nochmal welcher Termin diese Woche? Hier kann es sinnvoll sein, die Termine, die sich wiederholen immer am gleichen Wochentag zu planen. Wenn beispielsweise montags immer Arzttermine stattfinden, dienstags der Einkauf erledigt wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen, hilft das, sich zu orientieren. Noch mehr Orientierung kann geschaffen werden, wenn diese Termine in einem Wochenkalender in der Wohnung z. B. am Kühlschrank eingetragen werden. Dann kann der Betroffene jederzeit selbst nachschauen, was am Tag geplant ist.

Nicht nur die zeitliche Orientierung ist betroffen und verlangt nach Struktur. Ordnung ist bekanntlich das halbe Leben und bei Menschen mit Demenz ist das noch wichtiger. Denn liegen viele gebrauchte Gegenstände herum, können diese zu Stolperfallen werden und insgesamt werden die Situationen unübersichtlich. Dies führt zu Unsicherheit und kann in einem Rückzug des Betroffenen enden. Folgendes kann zu einem sicheren Umfeld beitragen:

Ø Gute Beleuchtung der Räume und kontrastreiche Umgebung

Ø Wichtige Dinge (Schlüssel/Ausweise/Portmonee) sollten immer an den gleichen Stellen aufbewahrt werden.

Ø Gefährliche Gegenstände sollten aufgrund von Verwechslungsgefahr (Trinken von z. B. Spülmittel, bei Verwechslungsgefahr mit Zitronenlimo) nicht offen herumstehen.

Um langfristig Selbständigkeit zu fördern, können Beschriftungen der Schränke helfen. Auf dem Zettel steht, was sich hinter der Schranktür befindet (alternativ: Fotos vom Schrankinneren, außen anbringen).

Sich Nützlich fühlen:

Ein wichtiger Aspekt des menschlichen Lebens ist das Gefühl, für andere nützlich zu sein. Wir alle möchten unserem Dasein einen Sinn geben. Daher nehmen Sie dem Betroffenen nur das ab, was er selbst wirklich nicht mehr kann. Lassen Sie jedoch zu, dass der Betroffene hilft. Stellen Sie sich auf ein wenig mehr Zeit ein und geben Sie zur Unterstützung kurze, klar formulierte Handlungsanweisungen „Bitte wischen den Tisch ab! Hier ist der Lappen dazu.“, „Stell neben jeden Teller eine Tasse!“ und so weiter. Loben Sie, wo es geht. Dann kann Ihr Angehöriger noch lange mithelfen und sich daran erfreuen.

Einkaufen ist mit Einkaufszettel in kleinen, übersichtlichen Läden, die der Betroffene gut kennt, auch lange Zeit möglich. Bei Läden, wo man mit den Ladeninhabern bekannt ist, kann man oft auch eine Vereinbarung treffen, dass z. B. einmal wöchentlich die Rechnung vom Angehörigen bezahlt wird.

Bei allen übertragenen Aufgaben gilt jedoch: Nicht überfordern! Eine Aufgabe, die man nicht lösen kann, demotiviert und raubt einem die Lust am Weitermachen. Wenn Sie aus Versehen eine Aufgabe gewählt haben, die zu schwer ist, geben Sie Hilfestellung und versuchen Sie gemeinsam die Aufgabe zu bewältigen. Durch die Übertragung von Aufgaben vermeiden Sie Langeweile und aktivieren gleichzeitig das Gehirn. Sie kennen Ihren Angehörigen am Besten und wissen daher, was er/sie früher gern getan hat. Nicht viele Männer putzen gern, umgekehrt begeistert sich nicht jede Frau für Reparaturen im Haushalt. Je lieber einem die Tätigkeit ist, um so eher führt die Ausübung zum Erfolg, dass gilt vor allem hier.

Auch in späteren Stadien, können Aufgaben gefunden werden, die der Langeweile entgegen wirken und den Betroffenen an Ihrem Alltag teilhaben lassen. Jemand der früher gern Ordnung geschaffen hat, wird sich vielleicht für die Sortierung der Knöpfe im Nähkasten oder der Schrauben im Werkzeugkasten begeistern lassen. Hier ist wieder Kreativität gefragt. Schöne Ideen findet man z. B. auf www.mal-alt-werden.de oder www.singliesel.de.

Und hier noch ein Tipp: „Demenz – wir müssen reden!“ – eine kostenlose Online-Veranstaltung zum Welt-Alzheimertag am 21.09.2020 zwischen 15 und 17 Uhr über die Plattform Zoom. Hier geht es neben Einblicken in Medizin und Forschung auch um Erfahrungen mit der Corona-Situation sowie um Aspekte aktueller Pflegepolitik. Eine Anmeldung ist per E-Mail erforderlich: info@deutsche-alzheimer.de .

Und wie immer die Aufforderung an Sie, mir Rückmeldungen zu geben. Was sind Ihre Erfahrungen? Was für Aspekte rund ums Thema Demenz sind interessant? Wo sind Sie vielleicht auch anderer Meinung?

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